1633 - 1694 Du
krönest das Jahr mit deinem Gut
Psal. 65. V. 12.
Herr Jesu, kröne du mit
Früchten dieses Jahr!
der edle Geist-Geschmack die
ganze Welt ergötzet,
sie aus der irdisch- in die
Ewigkeit versetzet,
in der die Süßheit erst
vollkommen wird und klar.
Ach schicke zeitig Zeit, weil
bisher Frühling war.
Dieweil der Diamant mit deinem
Blut genetzet,
du reines Opferlam, so gib daß
er geätzet
und einmal werd erweicht, dein
Klarheit offenbar?
Du dunkle Wolkenseul, werd’
auch einmal zu Feur.
Zeig deine Herrlichkeit, in
Werken, wie in Sinnen.
Laß, was du längst vertröst,
vollzogen werden heur.
Laß die empfangne Frucht heur
Tages-Liecht gewinnen.
Gib, daß, wie jener Knab, zum
siebenden ich geh,
und ja einmal nach Wunsch ein
Hülffes-Wölklein seh.
HErr JEsu mache du den Anfang
meiner Sachen!
Dir, Dir befihl ich mich, mit
allem meinen Thun.
Ach daß dein klarer Geist, mir
aus den Lippen runn,
und glänzt, wie vor im Geist,
itzt in dem Mund und Sprachen!
Ach daß die Flammenfluß
herz-rührend’ ausherbrachen,
daß meine Kähle wär ein Witz-
und Warheit-Brunn!
das Chor ist schon erfüllt:
Mein Herrscher, sag nur, Nun
so will ich, solt die Seel
ausgehn, den Anfang machen.
Ich will, wie Crösus Sohn, vor
lauter Lieb und Gier,
auch stumme Zung und Mund,
dich zu bedienen, finden.
Mach nur die Rolle auf des
lieben Tages schier,
und laß durch Glauben mich
unglaublich überwinden:
das Erd’ und Himel froh
erstaunend schauen an,
wie als durch deine Gnad, der
Glaube schafft und kan.
1633 - 1694 Herr,
mein Gedächtniß ist vom Wachs zu deinen lenken:
präg
deines Willensbild, dein Wunderkrafft, hinein:
Es soll, als wie ein Stahl,
danz unaustilglich seyn.
Wollst, Höchster, mir dein
Blut an Goldesstatt, einsenken.
Auch meinen Willen will ich
willig dir, HErr, schenken:
Nur deines Worts Befehl er
folgen soll allein:
in ihm dein Gnadenbild und
Wunder-Art erschein’!
er diene dir mit Lust, wie sie
mit stätem denken!
ingleichen der Verstand, soll
ob der Sonnen Hütten,
ja ob Saturnus Kreiß, mit
seiner Schärffe gehn!
doch, werd’ ich es vor gut zu
deiner Ehr ersehn,
So leg ich ihn in Staub, wie
weit er auch geschritten.
kurz, all mein dichten soll zu
deiner Ehr geschehn.
Laß mich die Krafft hierzu,
Allkrafft von dir erbitten.
1633 - 1694 Ich kan
nicht tieffe Sprüch’ aus hoher Witz’ anziehn,
bin nicht in Platons und
Pythagors Schul gewesen,
kenn Nilens Bilder nicht, kan
nicht Athenisch lesen,
hab nicht des Römers Zung noch
Salomons Kunst-sinn.
Mein ganzes Wesen steht bloß
einig nur hierin,
daß, so viel möglich, ich mich
hüte vor dem Bösen,
und mach die Seel un See der
Eitelkeit genesen,
durch Glauben, mit dem ich
Allüberwindend bin.
Ich laß euch Cron und Thron,
auch Macht und Pracht besitzen:
vereint euch mit der Erd’; Ich
mit dem Himmel mich,
mit dem ich alles kan. Sein
Wunder herrlicht sich
in mir, aus meiner Schwärz die
Demantstrahlen blitzen.
Ich rühm mich nichts: Allein
mein Schwachheit mich erfreut,
weil sie zur Werkstat dient
der Krafft der Göttlichkeit.
1633 - 1694
Wie weit ist deine Lieb, mein
lieber Sinn entfernet
von diesem güldnen Nichts, das
als in allem gilt,
das alles Geld entgeldt, der
Erden Herrscher-Bild,
das seiner Lieber Herz
verstählet und verährnet.
Zum Bild der Göttlichkeit mein
Herze nur hinsternet,
schätzt sich vor eitlem Tand,
mit dem Verachtungs-Schild.
sey nicht mit roten Koht, mit
Geist und Krafft mir mild.
mein unerschätzter Schatz, daß
ich dich kennen lernet!
Erd’ hab dir deinen Staub, das
gleiche gleiches liebt:
Ein Erden-Herz, sich voll mit
Sand und Lärm anschiebt:
mein Seel will nur in GOTT,
der sie ausbliese, rasten.
Wird mir von Ihm erfüllt mein
Leib der Seelen Kasten:
So habt euch Crösus Gut, und
Amaltheen Horn.
Ich hab, dieweil ich GOTT, das
best ja all erkohrn,
1633 - 1694 Psal.
119. V. 46.
Ich rede von deinen Zeugnussen
vor Königen,
und schäme mich nicht.
Solt man der Höchsten Ehr’ und
Weißheit sich auch schämen,
welch ist des HErrn Wort? Ach
nein! man soll sie frey
bekennen wie daß sie des
Lebens sey:
auf daß die andern sich zu
ihrem Dienst bequämen.
Will man hierüber auch uns
Leib und Leben nehmen,
schadt ncht: die Warheit steht
uns todt und lebend bey.
sie hat der Freudenblick so
viel uind mancherley,
daß man mit jauchzen stirbt,
stat daß man sich solt grämen.
Der Warheit Klarheit scheint
durch düstre Irthums-Nacht:
Verführungs-Schatten muß von
ihren Strahlen weichen:
wer sie verderben will, wie
jener Thor es macht,
der mit ein wenig Erd die
Sonne wolt verstreichen.
Ihr Thoren! seht ihr nicht,
das Sonn’ und Warheit ist
viel grösser, als die Erd’ und
aller Menschen List?
1633 - 1694 und viel Leut dadurch
bekehrt wurden.
Was soll das irdisch Feur dem
Himlischen doch schaden?
mit nichten das Geschöpff die
Schöpffungskrafft versehrt:
viel eh es, als ein nichts, in
ersten Ursprung kehrt.
nur Diener die Geschöpff,
nicht Feinde sind der Gnaden.
wann’s mit der Flammen wär der
ganzen Höll beladen,
so würd kein Stäublein doch
von GOttes Wort verzehrt.
das leidet kein vergehn, was
alle Ding ernehrt
es ist, aus GOttes Mund, der
Himmel-leitend Faden.
Solt dessen Mund das Feur, aus
dem es ward, nicht zwingen?
Er macht das Irdisch hier, auf
daß das Himlisch brennt,
auch wider die Natur, das
Zeitlich nit verschlinge:
Daß jenes zu dem Kreiß mit
vielen Geistern rennt.
das Blat bleibt unverletzt,
auf daß die Herzen brennen.
Dort Er erhält das Buch, hier
vieler Tausend Sinnen.
1633 - 1694 vermittelst seiner
Predigt bekehret wurde.
O Süsse Dienstbarkeit, wann
Gott dadurch gedienet,
sein’ Ehr vermehret wird, und
Seelen-Nutz geschafft!
daß tausend Geister frey,
kömmt ein Leib in verhafft!
beglückte Knechtschafft, die
mit Herzen-Herrschung grünet,
die sein’ und Gottes Feind mit
Gott und Ihm versühnet!
der Allbeherrscher hat in
Fässeln gleiche Krafft:
aus ihrem Stachel fliest des
Geistes Wundersafft,
daß, zu besiegen mit die
Sieger, man erkühnet.
Ein solch verborgner Funk die ganz
Abgötterey,
als Pulver über sich durch
Glaubens Krafft zerspringet:
wird, daß er Freyheit würkt,
herzwillig selbst gedränget;
Leibeigen, daß er mach die
Seelen Satan-frey.
Ach! GOtt verhänget nichts,
das nicht zu Glück erspriesset:
wann man den Glauben auf- und
die Vernunfft zuschliesset.
1633 - 1694 klar und natürlich
erschienen, oder aufgefahren.
Es kan der gecreutzigt Christ
anders nichts als guts bedeuten.
Kündet Er das Sterben an,
wohl gethan!
So wird er mich selbst
begleiten.
Soll ich mich denn zu dem
Creutz und zu vieler Plag bereiten?
So ist er doch mein Gespan,
bricht die Bahn,
steht mir mächtig an die
Seiten.
Soll das heimlich Gnaden-Wort
seinen Raht im Werk vollenden?
Ach wie hoch beglückt wär Ich!
die Ich mich
niemals ließ davon abwenden.
Ihr mögt fürchten, was ihr
wollet: Ich bin immer gutes Muhts.
Kan das Höchste Gut auch
bringen anders was, als lauter Guts?
1633 - 1694 Wilstu
mir, O Glück, aufs neue widersetzen?
der
Anfang ist schon recht, auf alte Feindsal-Weiß
denkst zu besiegen mich? es
ist umsonst dein Fleiß.
die Tugend läßt sich, auch
gedrucket, nicht verletzen!
Wann deiner qualen Heer die
Degen auf sie wetzen,
wann du mich schon umgiebst
mit engem Ängsten-Kreiß:
will Tugend-tapffer ich
erhalten doch den Preiß.
Ein schwer-erlangter Sieg kan
doppelt-hoch ergetzen.
Vergieß’ ich weises Blut; die
Thränen trennen nicht
vom Tugend-Rennen ab, sie
seynd vielmehr die Sporen,
dadurch ein traurigs Aug das
Helden-Herz ansticht.
Sie werden zu Entsatz der
Herzen-Bürd, gebohren,
das so entlastet dann viel
mehr mit Ehr verricht.
Bekriegst mich auf das neu, so
hast aufs neu verlohren.
1633 - 1694 Das
Unglück endlich kan an Tugend mich nicht irren.
Es mundert sie vielmehr, bläst
ihre Funken auf,
und bringt des Muhtes Hängst
in dapffern Helden-Lauff.
wann es mir Tugend mehrt, so
kan ich nichts verliehren.
Wann auf das äusserst auch die
Sachen sich verwirren,
Saturnus, Mars, Mercur, selbst
fallen über Hauff:
So spring’ ich unverzagt mit
freyen Füssen drauf.
Ihr Widerstand muß mir mein
Siegs-Pracht erst recht zieren.
Bleibt GOtt allein mein Trost:
so sey der Erden Trutz,
und allem Ungelück, mich
wenigst zu verletzen!
weil sie die Fersen sticht,
beginnt mich zu ergötzen
die Himmlisch Nectar Brust:
und schweb in seinem Schutz
muß ich schon alle Lust und
Erden-Glück aufgeben.
so bleibt mir Tugend doch noch
länger als mein Leben.
1633 - 1694 Ich will
wol, wann du es verlangest, zu dir kommen:
doch zieht ein ganzes Heer der
Trübsal mit mir ein.
Ich und das Ungelück, schier
unzertrennlich seyn.
Es hat ihm grosse Streich’ auf
mich schon vorgenommen.
Feurstrahlen, Wetterkeil’, es
regnet auf die Frommen.
Es hageln auf mich zu, die
Hass- und Donnerstein.
man siht, vor Neidgewülk, kaum
meinen Ehren-Schein.
Ich bin offt manche Stund im
Thränen-See geschwommen.
Traust du die Stürme dir
herzstandhafft auszustehn:
so soll mein’ Herrlichkeit mit
Pracht bey dir eingehn.
Ja ich versprich dir auch,
dich nimmermehr zu lassen.
Drum, liebe Freundin, wollst
ein Helden-Herz nur fassen.
Ich krieg und sieg’, und gib,
vor treue Dienst zu lohn,
hier Ruhms-Unsterblichkeit,
dort eine schöne Kron.
1633 - 1694 Kom nur
her, du schöne Tugend, sey zu tausend mal gegrüst,
kom,
mein Schatz, komm in mein Herz: es gehöret ganz dein eigen
wollst dein Hoheits-Wunder
Pracht in der Seelen Thron erzeigen.
hab ich dich, O schönste
Göttin: mir an keinen Gut gebrist.
Ist das Unglück mit viel
Plagen, lieb, schon wider dich gerüst:
Laß nur seyn! der Höchste kan
sie wol anderwerts hinneigen,
Man muß durch die Dörner Weg’
in die Sternen Kreiß aufsteigen.
Nun es regne blitz’ und
donner! Tugend hab ich mir erkiest.
Das ist eine schlechte Lieb,
die was Widerwärtigs schrecke.
Paris war nicht so gesinnt:
Trojen er beherzt veracht.
Ja vielmehr der Widerstand,
doppel-heiße Brunst erwecket.
Unglück kan dir nichtes
schaden, als daß es dich wehrter macht,
und mir dort mein’ Ehren Kron,
mit so viel mehr Sternen zieret,
als vielmahl ich über sie,
hier mit Großmuht triumphiret.
1633 - 1694 So viel,
als der Igel Stachel, darff ich Waffen widers Glück:
daß ich aller Ort und End mich
vor seinem Anlauf schutze,
und die kühn Verletzungs-Hand,
vor dem Tugend Angriff stutze.
Ich hab mich mit ihm zu
schlagen, alle Stund und Augenblick.
Es steckt wohl, als wie der
Igel, voller Stachel, voller Tück.
Doch muß nach dem Tugend-Klang
es mir danzen ihm zu Trutze,
wann ich ihm den Unbestand,
und das schnell vergehn aufmutze.
Ich, indem es mich will
plagen, es mit seiner Lust erstick.
Es ist um ein kleins zuthun,
daß ich mich mit ihm bemühe.
Es wird noch, in Fässeln,
müssen zieren meinen Sieges-Pracht.
Ob ich schon der Tugend wegen,
jetzund werd verhasst verlacht:
Acht ich es doch alles nicht,
wann ich nur mein Werk vollziehe:
liebt es GOtt, wird meine Pein
tausendfach ergetzet werden,
dort in seinem Jubelthron,
oder theils wol noch auf Erden.
1633 - 1694
Grosmütigkeit pflegt stäts was
grosses zu verlangen,
wie Jason, der sich auf dem
Meer zu fahren wagt,
und auch das güldne Fell durch
Müh und Fleiß erjagt.
Es ist der Tugend Art, was
grosses unterfangen.
Kan man nicht allezeit mit
Steg-erwerben prangen:
So ist es Sieg genug’, da
Glück und Sieg versagt,
doch bleiben gleichbeherzt, in
beeden unverzagt.
mit Glück-Verachtung wird offt
grosser Sieg begangen.
schadt nicht, wann ich schon
auch, wie jener, sechsmal kam,
und nichts von meinem Sieg’
und dessen Freud vernähm’!
diß ist der gröste Muht, den
keine Schwerheit schrecket,
der vor Unmüglichkeit selbst
seine Gränzen stecket,
läst, zehenmal zurück
getrieben, doch nicht ab,
behält in allem Streit den
Vorsatz bis ins Grab.
1633 - 1694 Was
helffen hohe Helden-Sinnen?
was nutzt ein edler
Tugend-Muht?
was hilfft, das Herz voll
Himmel Glut,
die Augen voller Heroinnen?
wann solche in den Fäseln
brinnen!
Es ist das selbste Gut nicht
gut:
man wirfft es willig in die
Flut,
dem Schiffbruchs-Unglück zu
entrinnen.
Nicht Laster nur, auch Tugend
bringet
zur Unzeit höchstes Ungemach:
wann sie nicht noch was höhers
zwinget,
dem Stand und Zeit zu geben
nach.
die aufgehebte Lanz man senkt,
wann man den Sieg zu kriegen
denkt.
1633 - 1694 Wann
Unglück noch so offt sich an die Tugend machte,
So
richtet es nichts aus, ja wird von ihr besiegt.
Von Phöbus Helden-Hand, die
Schlange todt da ligt.
Der dapfre Cadmus auch, den
Drachen steiff umbrachte.
Auch Perseus sich nicht lang
auf seinen Sieg bedachte:
Des Goldnen Gartens-Wacht auch
bald den Garaus kriegt.
Bald, auf der Riesen Trutz,
ein Pfeil und Keil herfliegt.
Alceidens Hydren-Sieg vor alles
hier betrachte.
was Göttlich ist, wie sie,
leidt kein Vertilglichkeit.
Ihr muß der Widerstand zu
letzt gewonnen geben.
Richt sie auf Erden nichts, so
kan sie sich erheben
zu ihrem obern Zweck, an dem
sie allzeit Freud
in allen Stürmen hat. Er gibt ihr
solch Vergnügen,
von dem das winkte nur, das
eusserliche siegen.
Tugend, Witz und Tapferkeit,
können aller Noht Ansiegen.
Scylla und Charybdis stehen,
von den Wellen unbewegt.
wer sich mit Entschliessung
rüstet, alles Unglück leicht erlegt.
Nur die Pflaumen, lassen sich
einen jeden Wind bekriegen.
Zeit und Sterne mögen fort,
daß was ihnen liebet, fügen.
Der, so aller Tugend Tugend,
sanffte Ruh’, im Herzen trägt,
bleibet, wann sich schon die
Erde sampt dem ganzen Himmel regt,
durch viel seltnes
Aenderwerck, unverrucket im vergnügen.
Wann die Freyheit in den
Sinnen, selbe in dem Himmel seyn.
Nichts man acht der Fässel
hafft: kan sie doch der straussen Magen,
Warum nicht die Tapferkeit,
überhärten und ertragen.
Glück und Unglück an sich
selber ist ein bloser Meinungs-Schein.
Solt sich der um
schatten-Schein und erdichte Noht betrüben,
der das höchst’ und wahre Gut,
GOtt, kann unverhindert lieben?
1633 - 1694 Es soll
der Menschen Sinn ein solche Ruh nur lieben,
die
GOtt zu loben nur nicht ruht in Ewigkeit.
Es sey nun solches Thun im
Frieden oder Streit,
so ist es Ruh genug, in GOttes
Lob sich üben!
Das stille Wasser pflegt man
schiffend zu betrüben:
das Ruder, das Gesetz, trübt
die still-sicher Zeit:
die nie-bereute Reu, führt zu
des Hafens Freud.
man muß zu GOttes Ehr’
offtmals die Ruh verschieben!
Soll’ an Beherrschung, GOtt,
der Wellen und der Wind
erzeigen seine Macht, muß er
sie erst bewegen:
So mustu, durch die Noht
gelangen zu dem Ziel.
wer keine Rast und Ruh in
seinem Sinn empfind,
biß sich des Friedens Krafft
in ihm beginnt zu regen,
lebt krieg- und ruhend stäts
nach GOttes Lebens-Will.
1633 - 1694
Schönes Blümlein! deine Farbe,
zeigt des Höchsten Hoheit an,
als spräch sie, vergiß mein
nicht, du dem also hoch beliebet
dieser Erden Eitelkeit, die
doch endlich nur betrübet.
Wisse, daß man, meiner denkend,
wol vergnüget leben kan.
Von dir kleinem Sitten-Lehrer
lern’ Geheimnus jederman.
Deiner Blätlein fünffte Zahl,
in mir die Gedächtnus übet
ihre fünffergebne Sinn, und
sie durch betrachten schiebet
in die fünff hochwehrten
Wunden, welche unsre Lebens-Bahn.
Deines Krauts und Stängels
grün lehret, daß wir hoffen sollen,
GOtt werd’ unser nicht
vergessen, ob wir wol auf Erden seyn,
unter manchem Creutz und
Unglück, werd auch bald zu sich uns holen.
Ach vergiß mein nicht, O
Schöpfer! deine Hülf’ auch mir erschein’.
Ist doch meiner Hoffnung
Safft, her aus deinem Wort gequollen,
in dir liget grosse Weißheit,
Blümleion, wärstu noch so klein!
1633 - 1694 Schneidet,
schneidet ab mit Freuden, was der milde Himmel gibt,
die verguldte Lebens-Kron,
fechsnet ietzund in die Scheuren:
GOtt wird sie, wie auf dem
Feld, segnen auch in euren Mäuren.
Dem Allwesenden, durch diese,
auch zu uns zukommen liebt.
Die vermenschet’ Allheit
nachmals, in dem Brod, in uns sich schiebt,
bey dem GOttes-Wunder-Tisch,
durch ihr starkes Lieb-anfeuren.
Dieses GOtt-nit Engel-Brod,
laß die Sünde nicht versäuren!
Ewig es begabt und labet,
alles anders bald verstübt.
Zwar es ist hoch dankens
wehrt, auch das Leiblich Segen-geben.
Doch ach! was die Seel’
ergetzet, äusserst zu erwünschen ist.
Schatten, Pfeil, und
Flügel-Art ist, mit seinem Gut, diß Leben.
Gib mir, was du wilt, von
diesem: nur das, was du selber bist,
Seeligkeit und Ewigs Gut, bitt
ich, mir nit zuversagen.
Wer nur nach dem Höchsten
zielt, wird das kleine schon erjagen.
1633 - 1694 Der
Sonnen Purpur-Flamm’ ist in das Wasser gangen:
des Höchsten Gnaden-Liecht ist
noch in vollem Schein;
es bleibt, nicht nur wann
Sonn’ und Tag hinunter seyn,
besonder ewiglich pflegt es
uns zu umfangen.
O klarer Seelen Glanz! laß
mich mit dir auch prangen,
wann Sternen, Sonn’ und Mond,
Erd, Himmel, fället ein
am Ewig-Jüngsten Tag, bewahrt
vor aller Pein:
dann laß in deinem Liecht,
mein Antlitz, Liecht erlangen.
es hat das Sternen-Feld nicht
so viel Schimmer-blick,
als GOttes Vorsicht Aug’ vor
uns Erhaltungs-Sorgen.
In deinem Schutzgezelt, vor
ganzer Welt voll Tück,
lebt man gesichert frey, ohn’
alle Sorg, verborgen.
Dein’ Allmacht-Hand regirt,
auch schlaffend, unser Glück.
Die Gnad bleibt ewiglich, wird
neu noch alle Morgen.
1633 - 1694 Ich
überreiche dir das Zepter meines Willen:
Ach nimm es gnädig an,
allweißer Herz-Regent!
gib, daß nach deinem es werd
ewiglich gewendt.
Laß dessen Gierden-Flamm stäts
nach der Höhe zielen.
Dein’ unerforschte Weg’ und
seltnes Wunder spielen,
dein Raht, verderbt mir nichts,
wann er mich schon verblendt:
durch Flüss’ und Flammen
durch, ungläublich er offt lendt,
nicht netzet noch verletzt,
die ihm zur Lust gefielen.
wer wolte nicht sein Schiff
demselben gern vertrauen,
der mitten auf dem Meer kan
sichern Hafen bauen,
ja dessen Wort den Port kan
schaffen, wo es will.
Deß Odem, Wind nach Wunsch und
angenehme Still
selbselbsten gibt und hat, wie
kan mich der verleiten,
der nie kan aus sich selbst,
als aus dem guten, schreiten?
1633 - 1694
Du schöne Sternen Stadt! wann
werd ich dich bewohnen?
wann wird, zwar unverdient,
Saturnus unter mir
und meinen Füssen stehn, mit
seiner Kinder Zier?
wann werd’ ich frölichst seyn,
dort bey dem Chor der Thronen,
gezieret mit Klarheit-Pracht
und Gottes Strahlen Kronen,
die ich schon glaubend sih,
und gwiß verhoffe hier?
du andern schröckliche, mir
aber süsse Thür,
du Himmels-Portner, Tod,
darffstmeiner nicht verschonen:
gar gern verzeih’ ich dir dein
tödten, das belebt.
nur feige Herzen sich vor dir
erschrocken zeigen.
Wann Himmels-Herzheit
herrscht, muß Furcht und blödheit schweigen.
Kein Fahr noch sterben acht,
wer nach was hohes strebt.
Ein weiches Blätlein nur, kein
fester Felse, bebt.
Tod! dein verniochten, muß zu
Engels-Art erzweigen.
1633 - 1694
O Glanz, der ganz durchhellt!
ach ausgestrahltes All,
entdeckte Göttlichkeit, entblöste
Wunder-Mänge,
du lieblichst zarte Lieb, du
Pracht und Macht Gepränge!
du all-erleuchtends Liecht, du
Geist-durchblitzter Strahl,
nur Fünklein-weiß erkandt in
jenem Ergen-Ball!
dort warestu verhüllt in Wort-
und Bunds-Vorhänge:
Nun bistu offenbar. Die
Jubel-Lob-Gesänge
erheben deinen Ruhm mit offt
erholtem Schall,
O Heilig-hoher GOtt,
verzuckbar schönes Wesen,
du aller Gier und Wunsch,
allein bezieltes Ziel!
du machst auf alle weiß, wie
man nur will, genesen.
Mit Güt-Austheilung hast dein Ewigs
Freuden-Spiel,
und willst mit Fleiß den Preiß
der Tugend auserlesen,
die dir aus Gunst in uns zu
würken vor gefiel.
1633 - 1694 Wie wann
der grüne May die Felder tapeziret
mit Schmeltzwerck der Natur,
das Bienlein freyen flug
auf frische Blümlein nimmt;
mit künstlich-edlem Zug
und angenehmen Raub, ihr
Nectar draus formiret:
Also der Himmelsgeist berühret
un anführet
mein Freulein, euren Geist,
daß er wahr-hafftig klug
nimt weid’ in Gottes Wort; uns
kostfrey und genug
erwünschtes Honig schenkt,
draus man viel Nutzen spuhret.
Dort wo der Wiesen Schoß
heilsame Kräutlein trägt
das Bienlein wohnet gern: Eur
keuscher Geist sich setzet
auf reines Blumwerk nur und
guten Einfall hegt.
deß Bienleins Stachel offt
empfindlich hart verletzet:
der Stachel eurer Wort uns
sanfft das Hertz bewegt
und es ohn Schmertzensstich
mit Süssigkeit ergetzet.